IM RAUM MIT_ / 2015-2016
eine prozessuale Ausstellung
section.a: Kuratorin und Projektmanagement
Im Raum mit_ ist ein dynamisches Ausstellungsprojekt im Kunstraum BNKR, den der Münchner Unternehmer Stefan F. Höglmaier 2014 in einem Hochbunker aus der NS-Zeit initiiert hat. Im Zuge der umfassenden Umbau- und Sanierungsarbeiten dieses Gebäudes wurden rund 2.000 Tonnen Material daraus entfernt. In Korrespondenz zu dieser Baugeschichte nimmt das Wiener Architekturbüro Fattinger Orso das Thema der Volumenverschiebungen für ihre Installation auf, die sie eigens für das Ausstellungsprojekt entwickeln.
Fattinger Orso legen eine aus 850 Holzstücken zusammengesetzte, zweite, funktionale Ebene in die Ausstellungsräume, die einem doppelten Boden gleich zum Materialdepot für individuelle Formfindungen wird. Jede_r Besucher_in ist eingeladen, einzelne Bausteine herauszunehmen, daraus eigene Strukturen zu bauen und eine fotografische Dokumentation dieser unter dem Hashtag #ImRaummit zu posten. Die Besucher_innen werden damit zu gleichberechtigten Autor_innen der skulpturalen Anordnungen in der Ausstellung.
Im Dialog zur Bodeninstallation zeigt Julia Willms einen Monat später ihre audiovisuelle Rauminstallation »Passageway«. Mit dieser Arbeit überschreitet die Künstlerin im Untergeschoß des Kunstraums die Schwelle des physischen Bildraumes in den imaginären und lädt die Besucher_innen ein, Realität und Fiktion für einen Moment als Einheit zu erfahren. »Passageway« lässt einem Trompe l’oeil gleich die Stirnwand des Ausstellungsraums über die Projektionsfläche mit ihrem filmischen Abbild verschmelzen. Das Video zieht in seinem Verlauf die Zuschauer_innen in seine filmische Illusion: Raumelemente öffnen, transformieren, entfernen, nähern oder verschieben sich gegenüber den Betrachter_innen. Der filmische Raum scheint Realität zu werden.
Constantin Luser schreibt sich als dritte Verdichtung mit seinen Raumzeichnungen in das vorgefundene Setting ein und verwandelt den Ausstellungsraum in einen Bildraum. Dabei sprengt der Künstler die Grenzen des klassischen Bildträgers und begreift die Wandflächen als solche. Von hier löst er gedanklich den Strich von der Wand und lässt ihn als filigranes Liniengeflecht dreidimensionale Konturen in den Raum schreiben. In ihrer Gesamtheit geben die Raumzeichnungen einen kaleidoskopischen Einblick in den Gedankenkosmos des Künstlers. Ein Betreten dieser Räume macht die Besucher_innen zu einem selbstverständlichen Teil seiner Komposition momenthafter, szenischer Anordnungen, die sich einer eindeutigen Leseart entziehen und Interaktion mit den Betrachter_innen zulassen.
In der dialogischen Werkpräsentation „Ohne Titel, 1980 – 2016“ stellt Peter Kogler das Grundthema von Im Raum mit_, die künstlerische Aneignung von Raum, in einen größeren Zusammenhang. Dabei lotet er Grenzbereiche zwischen Raum und Oberfläche anhand ausgewählter Beispiele aus seinem künstlerischen Werk aus, ausgehend von seinen ersten Galerieausstellungen in den 80er Jahren, seiner Beteiligung bei der Documenta in Kassel (1992 und 1997), über seine institutionellen Einzelausstellungen bis hin zu seinen Interventionen im öffentlichen Raum. So unterschiedlich diese Orte und Anlässe sind, eins ist seinen Werken gemeinsam: Die Betrachter_innen seiner raumgreifenden Inszenierungen erfahren eine Wahrnehmungsverschiebung weg von der realen Welt hin in eine virtuelle. Dafür löst der Künstler die Illusion des Bildraumes aus einer von einem Rahmen gefassten Fläche in den Ausstellungsraum selbst auf und lässt die Ausstelungsbesucher_innen in ihrem Bewegungsfluss Teil seiner „totalen“ Räume werden. Aus der distanzierten Betrachtung wird ein unmittelbares Erlebnis, das er punktuell durch den Einsatz von Sound in Zusammenarbeit mit Franz Pomassl verstärkt.
Christian Falsnaes‘ Werke basieren auf der Interaktion zwischen Publikum und Künstler. Dabei interessiert ihn vor allem der Kontext der Werkentstehung mit seinen Ritualen, Dynamiken und Verhaltensweisen, die in hochcodifizierten, sozialen Feldern wie dem der Kunstwelt wirksam werden. Seine Arbeiten kreisen um die Themen Identität, Autorität und Unterwerfung. In seinen partizipatorisch konzipierten Performances motiviert er Leute, Dinge zu tun, die sie sonst nicht tun würden. Für die Ausstellung entwickelt Christian Falsnaes ein performatives Setting, das den sich stetig verändernden Charakter von "Im Raum mit_" aufnimmt und die Besucher_innen ein weiteres Mal bewusst involviert. Der Künstler fordert in seiner Performance das Publikum auf, erneut Autor_in der Ausstellung zu werden und bringt es so in eine Entscheidungssituation. Durch Handlungsanleitungen während der Performance führt er die Akteur_innen an die Grenzen ihrer Selbstverantwortung und den drohenden Verlust der Selbstkontrolle.
Ähnliche Projekte:
BNKR 2016-2017
Auftraggeber: Kunstraum BNKR, München
Grafik: Karl Anders, Hamburg
Fotograf: Elias Hassos, München
Medien- und Pressearbeit: Goldmann Public Relations, München
Aufbau: Joseph Köttl / pr.ojekte, München
Fattinger Orso
Eröffnung: 18. Februar 2016
Produktion: MH Säge- und Hobel-Werk Holz Reisecker
Dank an: MH MassivHolz Austria
Julia Willms
Eröffnung: 17. März 2016
Dank an: Andrea Božić
Constantin Luser
Eröffnung: 21. April 2016
Dank an: Viktoria Morgenstern, Danijel Radič
Peter Kogler
Talk: 09. Juni 2016
Christian Falsnaes
Performance: 14. Juli 216
Ausstellung: Kunstraum BNKR München / 19. Februar bis 28. Juli 2016
© Elias Hassos, Künstler_innen, BNKR
15. Mai – 31. Oktober 2024
Über das Land ziehen wir mit Plakaten. Denn wir finden: Kunst gehört (auch) auf die Straße. Und die Straßen gehören uns allen. Wir nehmen uns diesen Raum. Wir fragen: Was kann Fotografie noch sein außer Werbung? Welche Geschichten können Bilder noch erzählen jenseits perfekter Körper? Kann ein Foto Platz machen für neue Ideen? Was ist das Schöne im Verborgenen?
Mit Julius Deutschbauer, Michael Goldgruber, Verena Gotthardt, Markus Guschelbauer, Nilbar Güreş, Marko Lipus, Csystin Moritz, Vanessa Amoah Opoku, Zara Pfeifer, Florian Rainer, Mafalda Rakoš, Katarina Šoškic, Huda Takriti, Malte Wandel, Christina Werner, Pia Wilma Wurzer
In Kooperation mit architektur Haus Kärnten/Architekturspielraum Kärnten, Forum Zarja, Galerie3, kärnten.museum, KD BARBA, Kunstraum Lakeside, Kunstverein Kärnten, Lendhauer, Museum Moderner Kunst Kärnten, RAUM FÜR FOTOGRAFIE, Stadtgalerie Klagenfurt, Strassengalerie, Urban Playground, Wort im Bild
Mehr Information hier.
Idee und Konzept: Gerhard Maurer und section.a
Workshop-Programm: RAUM FÜR FOTOGRAFIE
Grafik: Maria Strieder
Presse: Isabella Schöndorfer, Wörtersee PR- & Textstudio
Social Media: Johannes Wouk, about.me
29. Juni 2024
Das Plastic-People-Dilemma ist eine performative Gesprächsskulptur des Künstlers Oliver Hangel im Rahmen der Klima Biennale Wien. Sie setzt bei unserem sozio-ökologischen Dilemma an, in dem wir als linear denkende Verlustgesellschaft stecken.
Mit seinem medialen Aufruf im Kollektiv eine möglichst große Skulptur aus einem unserer ökologischen Fußabdrücke zu errichten, besetzt er den öffentlichen Raum diskursiv. Was brauchen wir, um gar nicht erst recyceln zu müssen, sondern in Kreisläufen agieren?
29. Juni 2024, 10.00 bis 20.00 Uhr (bei Schlechtwetter am 30. Juni 2024)
Vor dem Museumsquartier: Museumsplatz 1, 1070 Wien
Information: biennale.wien, oliverhangl.com
20. April – 24. November 2024
Anna Jermolaewa gestaltet den Beitrag im österreichischen Pavillon auf der Biennale Arte 2024 in Venedig. Kuratorin ist Gabriele Spindler. section.a zeichnet sich für die Produktion und als Biennale-Büro verantwortlich.
In ihrer Arbeit erweist erweist sich die in Leningrad (UdSSR) geborene und seit 1989 in Wien lebende Künstlerin Anna Jermolaewa immer wieder als genaue Beobachterin des menschlichen Zusammenlebens, seiner gesellschaftlichen Bedingungen und politischen Voraussetzungen. Für den österreichischen Beitrag spannt sie einen Bogen von ihrer persönlichen Migrationserfahrung bis hin zu Formen des gewaltlosen Widerstands gegen autoritäre Regime. Die Präsentation im Pavillon wird Videos, Installationen, Leuchtobjekte, Sound und performative Elemente in einer Kombination aus neu entwickleten Arbeiten sowie Erweiterungen bereits bestehender Werke umfassen.
Weitere Information:
biennalearte.at
14. und 15. Juni 2024
Der Ausgangspunkt des diesjährigen Programms liegt in Verbindungen und Vernetzungen als wissenschaftliche Phänomene wie Formen sozialer Gefüge. Die Quantenphysik und ihre philosophischen Auswirkungen eröffnen uns einen erweiterten Reflexionsraum, der es ermöglicht, das Leben als ein Netzwerk von Wechselwirkungen zwischen natürlichen und kulturellen Kräften wie menschlichem und nicht-menschlichem Handeln zu sehen.
Der Fokus der musikalischen, künstlerischen und diskursiven Beiträge liegt auf den nachfolgenden Generationen Gustav Mahlers. Im Zentrum des Mahler Forums stehen die Arbeiten und transgenerationalen Verbindungen von Alma Mahler als Komponistin, Anna Mahler als Bildhauerin und Marina Mahler als Schriftstellerin.
Weiterführende Information in kürze hier.